Es trug sich zu, dass im Jahre 2010 Yolanda und Ava beschlossen, einen langgehegten Traum zu verwirklichen und auf Märkten zu heerlagern. Jedoch fand sich keines, welches den Vorstellungen der beiden entsprach, und so begannen sie sich nach Menschen, die mit ihnen zusammen eines gründen könnten, umzuhören. Alsbald hatten sie auch schon eine beträchtliche Liste an Gleichgesinnten zusammen und ein Name wurde gefunden: Die Erben Hoenirs. Rollen und Heerlagernamen entwickelten sich mit der Zeit, es wurden Tische, Bänke und Truhen gezimmert, unser Name ward in ein Schild gebrannt und ein Grill nach unseren Wünschen umgebaut. Die Ausrüstung vervollständigte sich nach und nach, Kleider wurden genäht, Schalen und Löffel herangeschleppt und auf dem ersten Markt in Gelsenkirchen ein kleines Vorratszelt erworben. Die Besatzung veränderte sich in den Jahren immer mal wieder, ein fester Kern ist jedoch geblieben und die Erfahrung ist gewachsen.
Es stellte sich nämlich schnell heraus, dass Hoenir nicht ohne Grund unser Namensgeber ist. Unzählige Male vertauschten wir die Planen und/oder Stangen vom kleinen und vom großen Zelt und mussten improvisieren, vergaßen die Stützen der Bänke, sodass wir bloß ein Holzbrett am Boden hatten oder die geliehenen Sonnensegel erwiesen sich als instabil oder wetteruntauglich. Irgendwann kam Marek auf die glorreiche Idee, die Zelte zu beschriften (wobei der erste Anlauf selbstverständlich schief lief und die Beschriftung noch einmal geändert werden musste), was uns seit dem einigen Stress erspart. Ava beschaffte uns 2012 ein eigenes Sonnensegel, was zugegebenermaßen immer noch undicht, aber mit selbstgebauten Stützen und Holzheringen schick anzusehen war. Bei der nächsten Bestandspflege wurde es darum großzügig mit Imprägnierspray eingesprüht. Es hätte bestimmt geklappt, wenn danach nicht vergessen wäre, welche Seite eingesprüht worden war…
Ende der Saison 2012 trennten wir uns von unserem bisherigen Veranstalter MPS und beschlossen, uns nach anderen, authentischeren und freundlicheren Märkten umzusehen. Für Umbauten und dergleichen legten wir 2013 eine Pause ein und begannen erst im Jahr darauf wieder mit dem Lagern: bei netten, engagierten Veranstaltern, zusammen mit vielen sehr netten anderen Heerlagern. Seitdem haben wir definitiv mehr Spaß und weniger Stress.
Nach langen Recherchen einigte man sich auf das 12. Jahrhundert als angestrebte Epoche und beschloss, so authentisch wie uns Geldkatze und Wissen gestatten, zu werden. Eine erste Annäherung fand mit der Bearbeitung der Zelte statt, bei denen Unpassendes mit Stoff übernäht und neue Seile und Heringe angeschafft wurden (für Anregungen und Kritik sind wir allerdings immer offen). Um das Ganze zu finanzieren wurde endlich eine Heerlagerkasse angeschafft, deren Bauch seitdem immer runder wird und uns oft durch ihre Fülle überrascht. Sie ermöglichte uns auch den Bau manch neuer Möbel und erleichtert uns das Pläneschmieden. Nach und nach fanden wir zu besseren Arbeitsteilungen und gewissen Routinen. Ab da ging es steil bergauf: die eigenen Rollennamen wurden modifiziert und angepasst, sodass sie nun auf urkundlich belegten Namen beruhen, eine passende Geschichte wurde gestrickt (und zu abwegige Vorschläge verworfen), die Kleiderrecherche intensiviert und die langen Lagertage durch selbstgebaute Spiele und Handarbeiten wie dem Nadelbinden aufgelockert. Nach zahlreichen Sonnensegel-Desastern (die bis auf ein paar Beulen und nasse Kleider glücklicherweise immer gut ausgegangen sind!) entschieden wir uns endlich, einmal ordentlich zu investieren. Das neue Segel ist so riesig, dass alle ErbInnen bequem darunter Platz finden und für den verbliebenen Raum noch Vorschläge für die Verwendung gesammelt werden. Unser stetiges Wachsen der Lagergemeinschaft zwang uns zudem, uns nach neuen Zelten umzusehen, nach 10 Jahren Gebrauch waren unsere alten Schlafstätten auch mittlerweile ziemlich angeschlagen. Um das entstandene Loch in der Lagerkasse wieder zu füllen, begannen Ava und Yolanda, unterstützt von Amalie, auf Märkten Frisurenflechten anzubieten – wir hätten niemals damit gerechnet, wie durchschlagend dieser Erfolg sein würde! Schneller als das Geld sammeln wir aber immer neue Verbesserungsideen und eine lange Liste neuer Aufgaben wartet schon auf uns...
So Hoenir will werden wir von den größeren Katastrophen hoffentlich verschont werden, chaotisch und lustig wird es aber bleiben, denn ein echter Erbe Hoenirs lässt sich niemals unterkriegen!